
Der Steigenberger Frankfurter Hof am Kaiserplatz darf sich zu den ganz grossen historischen Grandhotels in Deutschland zählen. Obwohl im Krieg bis auf die Fassaden stark zerstört, ist es dem damaligen Besitzer Albert Steigenberger zu verdanken, dass nicht nur die Fassaden stehen geblieben sind, sondern dass sich auch der dahinter entstandene Neuaufbau im historischen Gewand präsentiert.


Im Gegensatz zu vielen anderen Hotels funktioniert es mit dem Wagenmeister im Frankfurter Hof recht gut. Vorausgesetzt, der Gast fährt mit dem Fahrzeug via Kaiserplatz, wo die bekannte Front mit dem Innenhof zu besichtigen ist, in die Bethmannstrasse. Denn der Hoteleingang befindet sich eben nicht an der Front, sondern in der eher unscheinbaren Nebenstrasse.

Hier werden wir vom Wagenmeister freundlich willkommen geheissen. Er nimmt uns das Gepäck ab und übergibt es dem Hoteldiener. Danach parkiert er den Wagen im gegenüberliegenden Parkhaus. Ein paar Stufen führen in die edle Hotelhalle mit hellem Marmorboden, angenehmen Licht und prächtigen Blumenarrangements. Auch an der Reception werden wir freundlich empfangen. Es ist alles bereit für uns.

Mit dem Fahrstuhl geht es in den sechsten Stock. Beim Blick in die endlos langen Gänge erhalten wir einen Eindruck von der Grösse dieses Hauses. Unser Zimmer liegt im leicht abgerundeten Teil zur Weissfrauenstrasse.

Von hier oben sehen wir sogar ein bisschen vom Main. Vor allem aber sehen wir über die Dächer zu den Türmen des Doms und der Paulskirche. Unser Zimmer ist in den Farbtönen Grau, Rot und Gold gehalten. Dazu harmonieren die dunklen Holzmöbel. Das Licht wirkt stimmungsvoll. Das Bad lässt keine Wünsche offen.


Übrigens steht an der Reception Jürgen Carl, der seit 1966 im Frankfurter Hof arbeitet und als Chefconcierge tätig ist. Er hat über seinen Beruf als Concierge ein unterhaltsames Buch verfasst. Darin wird unter Wahrung der Diskretion nicht nur über prominente und weniger prominente Gäste des Hotels geschrieben, sondern auch über das Berufsbild des Concierge. Und es spiegelt auch das Lebensbild und die Weltsicht seines liebenswürdigen Autors Jürgen Carl wider.

Von der Reception kommend liegt auf dem Weg zur Autorenbar linkerhand die Bücherlounge, die von den Hotelgästen benutzt werden darf. Dunkle Lederfauteuils laden zum Verweilen ein. In diesem Bereich liegen keine Teppiche auf dem hellen Marmorboden. Ein paar Antiquitäten bringen ein bisschen Wärme in den Raum.


Nachdem wir mit dem Lesen eines Buches unseren Geist intellektuell aufgefrischt haben, machen wir uns auf den Weg in die Autorenbar, um ihn auch noch mit Hochprozentigem zu potenzieren. Die Bar teilt sich in zwei Bereiche: Im vorderen Teil befindet sich der Ausgang in den Hof. Hier stehen Louis-XV-Fauteuils auf dem blauen Teppich, ergänzt von Sofas. An der Decke hängen Kronleuchter, an den Wänden alte Gemälde. In einer Ecke steht ein Flügel.


Drei Treppenstufen führen in die eigentliche Bar, die wie eine Bühne wirkt. Hier gibt dunkles Holz, graue Ledersessel und dezenteres Licht den Ton an. Die Bartheke bildet den Mittelpunkt. In den Spiegeln glänz das Kristall der Gläser und die Farben der verschiedenen Spirituosenflaschen. Ein interessantes Detail: Der Bartender steht hinter der Theke zwei Stufen tiefer. Entsprechend stehen vor der Theke nicht die üblichen hohen Barsessel, sondern dieselben Ledersessel wie an den Tischen.

Dank der Frankfurter Buchmesse haben sich schon viele Verleger und Autoren in dieser Bar ihrem Geist Flügel verleiht. Davon zeugen nicht zuletzt die beleuchten Vitrinen, in denen handsignierte Bücher ausgestellt sind. Wir bestellen bei dem freundlichen Bartender zwei Martinis mit Tanquerai Gin (EUR 12). Die Cocktails werden kalt und trocken serviert. Dazu erhalten wir Nüsschen und Wasabis. Kleine Stoffservietten gehören hier zum Service.

Nach dem Essen im Oscar’s bestellen wir einen Old Fashioned und eine White Lady, die beide gut miteinander harmonieren. Wir fragen den Bartender, ob er uns statt den Nüsschen etwas Süsses bringen kann. So erhalten wir Bruchschokolade in verschiedenen Aromen. Wir bedanken uns und fragen den Bartender, ob er auf Grund seines Akzents aus Frankreich stammt.

Dabei stellt sich heraus, dass Monsieur Bariole bereits seit vierunddreissig Jahren im Frankfurter Hof arbeitet. Zuerst war er Oberkellner im Restaurant Hofgarten. Als dieses nur noch als Frühstücksraum benutzt wurde, wechselte er in die Bar, wo er jetzt seit 17 Jahren tätig ist. Übrigens arbeiten im Frankfurter Hof noch weitere langjährige Angestellte. Am nächsten Tag werden wir in der Bar von einem jungen Team bedient. Auch sie machen ihre Arbeit gut.


Auf den ersten Blick bietet der Frankfurter Hof ein breites Spektrum an Verpflegungsmöglichkeiten. Wer dann im Hotel Essen will, stellt schnell fest, dass er eigentlich nur zwei Möglichkeiten hat: Im gediegenen Restaurant Français, das mit 17 Gault-Millau-Punkten ausgestattet ist und Menus um die hundert Euro anbietet, oder im Restaurant Oscar’s, das eine Bistro-Küche serviert und als Lokal sehr simpel daherkommt.

Entsprechend findet man sich abends bei frischem Wetter durchaus auch von Bermudas-Trägern umgeben. Gäbe es noch ein richtiges Hotel-Restaurant, wie es eigentlich das frisch renovierte Restaurant Hofgarten darstellt, wäre an den Shorts im Oscar‘s nichts auszusetzen. Aber das Hotel leistet sich den Luxus, den Hofgarten nur als Frühstückslokal zu betreiben. Schade!

Also dinieren wir im Restaurant Oscar’s. Die jungen Kellnerinnen sind freundlich. Da bei unseren Besuchen eher ruhige Abende bevorstehen, dürfen wir auf einer Bank an einem Vierer-Tisch Platz nehmen. Das Lokal ist weiss aufgedeckt, wobei die Teller auf einem roten Tischset stehen.

Rot sind auch die Stühle und die Bank bezogen. Weiss gestrichene Wände geben den passenden Hintergrund für die Fotorahmen. Die Fotos bilden vorwiegend ehemalige prominente Gäste des Hotels ab. Davon gibt es viele. Leider sind die meisten Fotos nicht im Hotel selbst geschossen worden.

Als Vorspeise wählen wir jeweils einen Blattsalat, der vor allem am zweiten Abend nicht sehr knackig auf den Tisch kommt. Die weissen Spargeln aus der Umgebung werden mit Sauce Hollondaise und Kartoffeln serviert. Sie harmonieren gut zur kleinen Flasche Riesling vom Weingut Robert Weil aus dem Rheingau (EUR 22.-). Am zweiten Abend probieren wir den Bärlauch-Risotto, der uns sehr mundet.

Dazu trinken wir zwei Glas Château La Couronne (0.2 l EUR 14.-) aus St. Emilion, der 2008 ist jetzt trinkreif und wird entsprechend oft glasweise bestellt. Es gibt hier auch einen jungen Oberkellner, aber wir haben keinen Kontakt zu ihm. Auch am zweiten Abend nicht, wo er uns eigentlich vom Sehen her kennt.


Wir fühlen uns im Steigenberger Frankfurter Hof sehr wohl und gut aufgehoben. Im zentral gelegenen Haus pulsiert das Leben. Entsprechend geniessen wir die Grandhotel-Stimmung. Vor allem in der Autorenbar ist immer etwas los. Die Mitarbeiter im ganzen Haus sind sehr freundlich und zuvorkommend.




Restaurants: Restaurant Français - 17 Gault-Millau-Punkte, Oscar’s - Bistro, Autorenbar; Zimmer: 261 Zimmer & Suiten; Adresse: Steigenberger Frankfurter Hof, Am Kaiserplatz, 60311 Frankfurt am Main / http://www.steigenberger.com/de/frankfurt
