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Four Seasons Hotel George V
tscheiar at the George V Paris

Suchen Sie einen Amerikaner in Paris – im Four Seasons Hotel George V werden Sie ihn finden. Klischees wollen gepflegt werden. Und so empfiehlt sich im Hotel-Triumvirat von Paris das de Crillon als das französischste, das Le Meurice als das englischste und das George V als das amerikanischste Haus. Müssig zu erwähnen, dass alle drei Hotels von der Architektur über die Inneneinrichtung bis zur Speisekarte durch und durch französisch auftreten. Aber tatsächlich: das neunstöckige Gebäude des George V eifert den amerikanischen Wolkenkratzern nach und das im Mai 1928 eröffnete Haus strahlt die Atmosphäre eines Transatlantik-Ozeanriesen auf dem Weg in die neue Welt aus. Uebrigens wird der üppige Blumenschmuck so auffällig präsentiert, dass er zum Markenzeichen des George V geworden ist.

Le Bar
Hotel George V

Wer durch die Drehtüre in die Lobby des George V tritt, wird automatisch in einen Prinzen oder eine Prinzessin verzaubert. Die Blumenpracht, der glänzende Marmorboden und der glitzernde Kronleuchter an der Decke lassen alles Vorherige vergessen und uns in ein Paradies eintauchen. Geradeaus sehen wir durch die grossen Fenster in den Innenhof. Der Weg zur Le Bar weist nach rechts.

Hotel George V

Hier werden wir von einer freundlichen Empfangsdame begrüsst, die für uns einen Platz sucht. Wir haben Glück, ein Sofa wird eben frei. Wie bereits im Hôtel du Louvre werden auch hier zuerst Sitze und Tisch gereinigt und zurechtgerückt, ehe wir Platz nehmen dürfen. Den Mantel können wir dem Servicepersonal mitgeben. Schon vor zwei Jahren haben wir festgestellt, dass dieses Haus immer gut besucht ist, wie eben jetzt auch am Nachmittag!

Hotel George V

Die Le Bar wurde mit cognacfarbenen Hölzern und Mahagoni-Möbeln ausgestattet. Am Boden liegt ein sehr schönes Parkett mit Intarsien. Ein Fenster zur Avenue George V lässt Tageslicht eintreten. Auf die andere Seite gegen den Innenhof befindet sich die La Galerie, in der auch der Afternoon Tea serviert wird. Von hier kommt auch die dezente Pianomusik. Der Tanqueray Ten in der Barkarte lässt uns keine andere Wahl, als einen Martini-Cocktail (EUR 24.-) zu bestellen. Bei unserem Besuch im Jahr 2011 kostet der Hendricks-Martini EUR 25.- .  

Hotel George V

Anstelle des gewünschten Tablewaters erhalten wir eine kleine Flasche Evian, was uns ein bisschen irritiert. Im Verlauf unseres Besuches wird noch eine zweite Flasche gebracht und beide erscheinen natürlich nicht auf der Rechnung. Sehr irritiert sind wir, als plötzlich zwei leere, aber eisgekühlte Martini-Gläser auf dem Tisch stehen. Der Chef-Bartender amüsiert sich über unsere fragenden Gesichter. Kurz darauf erscheint er mit einem Kollegen. Beide haben einen kleinen Shaker in der Hand.

Hotel George V, Le Bar

Nun beginnen sie gleichzeitig kurz zu schütteln und schenken die Cocktails in unsere Gläser. Eine wahrlich meisterhafte Show! Der Cocktail ist vorzüglich, auch wenn er geschüttelt à la James Bond und nicht gerührt wie üblich daherkommt. Wir erhalten eine Nussmischung und entsteinte Oliven. Auf einem kleinen Teller werden zum Martini weitere Oliven und zwei Zitronenschalen originell in V wie George V geschnitten serviert. Den perfekten Service rundet eine kleine Stoffserviette ab. Wir verlassen die Bar gleichzeitig wie das ältere Paar, das vis-à-vis sitzt. 

Hotel George V, La Galerie

Die Beiden kommen aus Texas und so ist es mir ein Vergnügen, mich als J.R. aus Switzerland vorzustellen. Wir besuchen die Bar des George V zwei Tage später abends um 10 Uhr nochmals. Wieder ist sowohl die Le Galerie wie die Bar gut besetzt. Und wieder erhalten wir mit etwas Glück ein Sofa. Abends ist die Bar sehr dezent beleuchtet. Bei der Bestellung unserer Martini-Cocktails, die Show ist einfach zu verlockend, erkennt uns der Chef-Bartender wieder. Amüsiert fragt er uns, ob sein geschüttelter Martini oder der des Kollegen besser sei. Darauf gibt Manjulta gekonnt eine diplomatische Antwort.

Hotel George V

Jetzt am Abend spielt in der Le Galerie ein Trio bestehend aus Klavier, Bassgeige und Geige dezent Jazztitel. In den Pausen läuft in angenehmer Lautstärke eine passende Hintergrundmusik. Unser Fazit: Das George V ist nicht nur voll Blumenarrangements sondern auch voll Leben: Grand-Hotel-Stimmung wie in vergangenen Zeiten.

Hotel George V
Avenue George V
Elyséev Palace Hotel (1899-1919)

Die Avenue George V im 8.Arrondissement beginnt an der Place de l’Alma und führt vorbei an edlen Boutiquen und Gourmet-Restaurants in 730 Metern bis zur Avenue Champs-Elysées. Ehemals hiess sie Avenue de l’Alma, ehe sie am 14.Juli 1918 zu Ehren des englischen Königs in Avenue George V umbenannt wurde. Selbstverständlich bezieht sich auch das Hotel George V auf den Namen dieses Königs. An der Champs-Elysée wird die prestigeträchtige Avenue George V auf der einen Seite mit der Haus-Nr.99 vom bekannten Restuarant und Hotel Fouquet’s Barrière und auf der anderen Seite mit der Haus-Nr.103 vom ehemaligen Elysée Palace Hotel eingerahmt. Dieses Hotel wurde 1899 durch den Architekten Georges Chédanne (1861-1940) im Art-Nouveau-Stil erbaut und bereits 1919 von der Crédit Commercial de France (heute HBSC) gekauft und in eine Bank umgewandelt.

Fouquet's Barrière

    

Société de l'hôtel George V
George V Paris

Als 1924 im Dreieck rue Quentin-Bauchart, avenue Pierre-1er-de-Serbie und avenue George V ein über 7000 Quadratmeter grosses Grundstück angeboten wird, greift die Société d’industrie hôtelière zu und kauft diesen Bauplatz an ruhiger Lage und doch so nahe am Eiffelturm und an der Champs-Elysée. 1926 liefern die Architekten Lefranc und Wybo einen Bebauungsplan für ein neunstöckiges Gebäude, das auf drei Seiten um einen Innenhof steht. Schnell macht die Société d’industrie hôtelière einer Société de l’hôtel George V Platz, deren Hauptaktionäre der französische Bankier Alexis Lazarus, der amerikanische Hotelier Joël Hillman und der französische Hotelier und Besitzer des bekannten Restaurants „La Tour d’Argent“ André Terrail sind.

Constant Lefranc und George Wybo

Diese Gesellschaft gibt den Architelkten den Auftrag für ein zeitgenössisches Gebäude. Constant Lefranc und George Wybo (1880-1943), der unter anderem Architekt des Casino von Deauville und des Warenhauses Printemps ist, lösen die Aufgabe mit Bravour: Die klaren Linien der Fassade aus weissem Stein vereinigen neoklassizistische Motive mit dem damals zeitgemässen Art-Déco-Stil. 

Hotel George V, historische Aufnahme

Die Hauptfassade zur avenue George V besteht aus zwei vorderen achtstöckigen Flügel, die sich in das Innere des Gebäudes erstrecken und dort als Abgrenzung zum Innenhof dienen. Zwischen den beiden Flügeln steht einstöckig der Eingangsbereich, der mit drei Buchten mit Bögen durchbrochen wird und Zugang zur Lobby gewährt. Gegen den Innenhof öffnet sich dieser Eingangsbereich ebenfalls mit drei Buchten mit Bögen. Darüber befindet sich eine grosse Dachterrasse.

Hotel George V, Blick in den Innenhof

Ab dem vierten und fünften Stock haben die Architekten die Fassaden zurückgesetzt, um im Innenhof Sonnenschein zu gewährleisten. Der rückseitige Gebäudteil kommt auf neun Stockwerke. Bereits 1930 kann ein benachbartes Grundstück an der avenue Pierre 1er de Serbie erworben werden. Hier entstehen möblierte Residencen, die für Monate gemietet werden können und den Hotelservice mit einschliessen.

Hotel George V
François Dupré
La galerie de la Paix, Hotel George V, 1990er Jahre

Die Wirtschaftskrise von 1929 zwingt die Gründer der Société de l’hôtel George V ein paar Jahre später, ihr Haus an François Dupré (1888-1966) zu übergeben. Dupré, dem auch das benachbarte Hôtel Plaza Athénée gehört, ist nicht nur Hotelier, sondern auch Kunstsammler und Besitzer von reinrassigen Pferden, mit denen er viele internationale Pferderennen gewinnt. Er hat klare Vorstellungen davon, was die Seele eines Grandhotels ausmacht: Luxus, Ruhe, Service und Schönheit. Nichts ist zu gut, um das George V in eines der schönsten Hotels zu verwandeln: Aubusson Tapisserien von Flandern aus dem 17. und 18.Jahrhundert, Savona Teppiche, Kronleuchter im Stil Napoléon III und prächtige Renaissance-Kamine im Stil Louis XVI werden angeschafft. Diese Schmuckstücke der Inneneinrichtung erfreuen auch heute noch in den Galerien und Salons des Hotels die Gäste.

Hotel George V, historische Aufnahme
Dieudonné Costes und Maurice Bellonte
Dieudonnné Costes im Hotel George V

Bereits im April 1937 eröffnet das Hotel einen Lufttaxidienst mit Farman-Flugzeugen  vom Pariser Flughafen Bourget aus nach London, Berlin und Madrid. In den 1930er Jahren sind 60% der Gäste Amerikaner und 30% Engländer.
Uebrigens konnte die Direktion am 30.Oktober 1930 die beiden Piloten Dieudonné Costes und Maurice Bellonte im George V begrüssen, nachdem sie den ersten Nonstop-Transatlantik-Flug zwischen Paris und New York absolviert hatten.

Costes und Bellonte
General de Gaulle
General de Gaulle in der Champs-Elysée August 1944

Während der deutschen Besetzung von Paris wird das Hotel George V von der deutschen Armee beschlagnahmt und zum Hauptquartier von Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt. Am 26. August 1944 befreit General de Gaulle die Champs-Elysée von den Okkupanten. Gerüchte besagen, dass er dabei einen Abstecher ins George V gemacht hat, um an der Bar auf den Sieg zu trinken. Nach Kriegsende installiert sich General Eisenhower im George V.

Georges Simenon
Georges Simenon

Georges Simenon scheint das Hotel gut gekannt zu haben. 1958 siedelt er seinen Roman „Maigret voyage“ im George V an. Der Roman beginnt damit, dass eine Comtesse erfolglos versucht, sich in ihrem Hotelzimmer mit Tabletten umzubringen. Als dann auch noch ein Colonel in einer Badewanne im Hotel George V tot aufgefunden wird, ist dies natürlich ein Fall für Maigret.

Georges Simenon: Maigret voyage
George Harrison
George Harrison vor dem Hotel George V

Bei ihrem dreichwöchigen Gastspiel im Olympia Theater von Paris im Januar 1964 wohnen die Beatles im Hotel George V. George Harrison schreibt bei einem späteren Besuch einen amüsanten Beitrag ins Gästebuch des Hotels.

Gästebucheintrag von George VII Harrison im George V
Charles Forte
Le Bar George V zur Eröffnugszeit

1969 wird Charles Forte (1908-2007) neuer Besitzer des George V. Der britische Hotelier mit italienischen Wurzeln baute sich ein kleines Hotelimperium auf, das heute von seinem Sohn Rocco unter dem Namen Rocco-Forte-Collection geleitet wird. 

Four Seasons
Le Bar George V in den 1980er Jahren

In den 1980er gerät das George V in turbulentes Fahrwasser. Die Eigentümer und Direktoren des in die Jahre gekommenen Ozeanriesen geben sich die Klinke in die Hand. Die Uebernachtungsfrequenzen stagnieren. Ein Märchenprinz ist gesucht. Und tatsächlich: 1996 wird das George V für 145 Millionen Euro an einen Neffen des saudischen Königs verkauft. Dieser überträgt die Leitung des Hotels der Four Seasons Gruppe.

Le Bar George V heute, skizziert von Pierre-Yves Rochon
Richard Martinet und Pierre-Yves Rochon
La Galerie George V zur Eröffnungszeit

Schnell ist klar, das Hotel muss umfassend renoviert werden. Nach zweijähriger Renovation durch den Architekten Richard Martinet und den Innenarchitekten Pierre-Yves Rochon wird das George V als Four-Seasons-Hotel im Dezember 1999 wieder eröffnet.

La Galerie George V in den 1980er Jahren

Richard Martinet entwickelt seit 1980 Konzepte für Boutique Hotels. Pierre-Yves Rochon, der sich auf das Interieur von Luxushotels spezialisiert hat, leitete schon 1993 die Renovation des benachbarten Prince de Galles. 

La Galerie George V, heute

    

Prospekt
Hotel George V

Restaurants: Le Cinq - klassisch französisch, La Galerie - Afternoon Tea, Le Bar; Zimmer: 244 Zimmer & Suiten; Adresse: Four Seasons Hotel George V, 31, avenue George V, 75008 Paris / http://www.fourseasons.com/de/paris/

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