Das Hotel Prince de Galles liegt immer ein bisschen im
Schatten des viel grösseren Hotel George V, das direkt daneben steht. Mit der
aktuellen Renovation kann es sich auf der Sonnenseite positionieren. Wer es
gerne ein bisschen intimer hat und mit einem modern gestylten Restaurant
zufrieden ist, wird im Hotel Prince des Galles auf seine Kosten kommen.
In der Empfangshalle des renovierten Hotels
vermischen sich schwarz-weiss Töne mit der Farbe Gold. Die Bar befindet sich
nicht mehr zur Avenue George V, sondern im mittleren Gebäudeteil zum Innenhof.
Hier befand sich zur Eröffnungszeit das Restaurant.
Die Fotos von damals und heute zeigen, dass bei
der Renovation mit dem historischen Erbe sehr sorgfältig umgegangen wurde.
Sowohl die Proportion des Raumes als auch der mosaikartige Steinboden und die
Wände mit Marmor wurden beibehalten. Auf dem Boden liegt zentral ein grosser
Teppich. Bequeme Sessel und Sofas in verschiedenen Grössen und Stilen
bieten dem Gast individuelle Sitzmöglichkeiten. Wir lassen uns auf zwei Sessel
mit Blick in den Innenhof platzieren.
Die Bar nennt sich jetzt „Les Heures“. In diesen Horizont
aus Zeit passt natürlich jede edle Armbanduhr, auch eine Genfer Vacheron
Constantin. Doch der perfekte Zeitmesser wäre hier eine Hermès Arceau Les Temps
Suspendu, bei der über einen Drücker die Zeit angehalten werden kann -
eigentlich die passende Uhr für jede Hotelbar auf dieser Welt!
Wir bestellen zwei Martinis mit Hendricks-Gin
(EUR 24.-). Die Serviceangestellte fragt nach Zitrone oder Olive. Von Gurke ist
keine Rede. Wir wünschen die Oliven separat. So erhalten wir zwei exklusive
Oliven in einem kleinen Glas. Dazu werden zusätzlich entsteinte und gewürzte Oliven
und eine Nussmischung gereicht. Doch als erstes haben wir bereits ein Glas mit
Wasser erhalten. Der Cocktail präsentiert sich in einem edlen Glas in
angenehmer Grösse, trocken und kalt. Die Servietten sind bedruckt. Im
Hintergrund spielt relativ laut Lounge-Musik. Die Bedienung ist freundlich,
zurückhaltend und nicht aufsässig. Wir dürfen unsere Martinis in aller Ruhe
trinken. Die Bar ist abends von einem gemischten Publikum gut besucht.
André Millon, der Besitzer des Grand-Hôtel mit Café de la
Paix und des Hôtel Meurice engagiert 1924 den Architekten André-Louis Arfvidson
(1870-1935), um an der Avenue George V das Hotel Prince de Galles zu bauen.
Arfvidson wurde durch das Art Déco beeinflusst und gilt als einer der Vorboten
des modernen Bauens. So gestaltet er die Fassade des neuen Hauses modern. Für
den Bau konnte er auf den Steinbruch von Chaillot zurückgreifen, aus dem schon
das Material für den Arc de Triomphe gewonnen wurde.
Das Interieur wird im Art-Déco-Stil mit viel
Marmor und einer herrlichen Mosaikterrasse gestaltet. Die Möblierung findet im
klassischen Stil des Louis XV und Louis XVI statt. 1928 kann das Hôtel Prince
des Galles für die Gäste eröffnet werden.
Der Name des Hauses nimmt Bezug auf Edward VIII., der sich
regelmässig in Paris aufhielt. Edward VIII., von 1910 bis 1936 Prince of Wales,
wurde 1936 zum König gekrönt und dankte nach nur zehn Monaten wegen seinem
Verhältnis zur Nordamerikanerin Wallis Simpson ab.
1974 trennt sich die Familie Millon von ihren
Hotels. So beginnt eine wechselvolle Geschichte für das Prince de Galles. 1984
werden unter dem neuen Besitzer, der amerikanischen Marriott-Gruppe, erste
Renovationsarbeiten durchgeführt. Bereits 1992 wechselt das Haus zur
Sheraton-Kette. In den Jahren 1993 bis 1994 findet unter der Regie des
Innenarchitekten Pierre-Yves Rochon eine umfassende Renovation statt. Dabei werden sowohl die Zimmer als auch Lobby, Bar und
Restaurant vollständig umdekoriert. Pierre-Yves Rochon gründet 1979 sein
eigenes Unternehmen, das sich auf das Interieur von Luxushotel spezialisiert
hat. So renoviert er auch das benachbarte Hotel George V. 1998 übernimmt die Starwood-Kette das Hotel Prince de Galles.
Im Jahr 2011 schliesst
das Haus, um Renovationsarbeiten Platz zu machen. Wieder wird Pierre-Yves
Rochon als Innenarchitekt verpflichtet, wobei Restaurant und Bar Bruno Borrione,
ein Mitarbeiter Philippe Starck‘s, gestaltet. Im Mai 2013 kann das Hotel Prince
de Galles wieder eröffnet werden.
Zu den prominenten Gästen gehören Winston Churchill und
Marlene Dietrich. Als Elvis Presley in den 1960er-Jaher als GI in Deutschland
stationiert ist, wohnt er bei seinem Paris-Besuch ebenfalls im Prince de
Galles. Auch der deutsche Schriftsteller Erich Maria Remarque gehört zu den
Gästen. „Im Westen nichts Neues“ macht ihn berühmt. Sein Roman „Arc de
Triomphe“ spielt in Paris vor Ausbruch des 2. Weltkriegs. In diesem Buch findet
ein entscheidendes Treffen deshalb fast nicht statt, weil eine Person das
Prince de Galles mit dem direkt daneben liegenden Hotel George V verwechselt.
Restaurants:
Restaurant La Scène, Bar Les Heures; Zimmer: 115 Zimmer & 44 Suiten;
Adresse: Prince de Galles, 33 Avenue George V, 75008 Paris / http://www.princedegallesparis.com/