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The Ritz-Carlton
The Ritz-Carlton Berlin

Auf eine lange Geschichte kann das The Ritz-Carlton Berlin nicht zurückblicken. Umso mehr spiegelt der Potsdamer Platz, an dem es steht, die wechselvolle Vergangenheit der Stadt wider. Dazu gehören auch illustre Hotelnamen vergangener Tage. So stand praktisch vor den Toren des Ritz-Carlton das Grand-Hotel Bellevue. Wir haben das neue Hotel besucht und das Alte für einen kurzen Augenblick aufleben lassen.    

The Ritz-Carlton Berlin
The Curtain Club
The Ritz-Carlton Berlin

Alfred Hitchcocks Film „Torn Curtain“, der zum Teil in Berlin spielt, dient nicht als Vorbild für die Ritz-Carlton-Bar. Denn die dicken Vorhänge, die diese Bar bis um 18 Uhr von der Lobby trennen, werden nicht brachial zerrissen, sondern zeremoniell von einem Beefeater geöffnet. Entsprechend bestellen wir beim Kellner zwei Martini-Cocktails mit Beefeater-Gin (EUR 14.-).

The Ritz-Carlton Berlin

Diese kommen trocken, aber eine Spur zu wenig kühl auf den Tisch. Dafür ist die Menge in dem grossen Glas reichlich. So hätte sich der Meister des Suspense, Sir Alfred Hitchcock, den Martini gewünscht - trocken und reichlich. Dazu werden Wasabis, Nüsse und mit Mandeln gefüllte Oliven gereicht. Die Musik im Hintergrund ist zu laut. Die Bar wurde im Stil eines englischen Klubs eingerichtet. Das dunkle Holz und die goldigen Vorhänge wirken sehr edel. The Curtain Club ist abends zur Aperitif-Zeit gut besucht.  

The Ritz-Carlton Berlin
Tea Lounge
The Ritz-Carlton Berlin

Neben der Bar befindet sich die Tea Lounge, wo zu Pianoklängen der Nachmittagstee eingenommen werden kann. Viel Licht setzt den hellen Marmor und die vergoldeten Säulen in Szene. Die Deckenhöhe verrät, dass wir uns in einem neuen Gebäude befinden. Dafür bietet die luftige Empfangshalle Platz für eine Marmortreppe und eine Galerie.

The Ritz-Carlton Berlin
Brasserie Desbrosses
The Ritz-Carlton Berlin, Restaurant Vitrum, historische Aufnahme

Es überrascht ein bisschen, dass die amerikanische Hotelkette in ihrem grossen Haus in Berlin nur ein Restaurant betreibt und dazu noch eine französische Brasserie. Doch der Schein trügt. Das Gourmetrestaurant Vitrum musste Mitte 2009 mangels Umsatz geschlossen werden.

The Ritz-Carlton Berlin

Umso besser läuft jetzt die stimmungsvolle Brasserie Desbrosses. Die Originaleinrichtung stammt aus einem Lokal im Südburgund mit Jahrgang 1875. Sie wurde dort ausgebaut, restauriert und in Berlin wieder aufgebaut und ergänzt. Ein dunkler Parkett am Boden und viele Fotos an den Wänden bilden den Rahmen für die weissen Tischtücher. Das Personal ist ausserordentlich freundlich.

The Ritz-Carlton Berlin

Wir können der gekochten Artischocke, die mit zwei Saucen zum Dippen serviert wird, nicht widerstehen. Als Hauptgang wählen wir die jeden Tag frisch zubereiteten Tagliolini mit schwarzem Trüffel, dekoriert mit knackigem Gemüse. Dieses Gericht ist ein Gedicht, wie es beim Italiener nicht besser serviert werden könnte.

The Ritz-Carlton Berlin

Dazu trinken wir ein Glas Burgunder von Alain Geoffroy. Zum Dessert kann man eine am Tisch zubereitete Crêpes Suzette bestellen. Wir begnügen uns diesmal mit zwei Espressos. Ein unkompliziertes und trotzdem gediegenes Lokal mit vielen Stammgästen, das wir bestimmt wieder besuchen werden.

The Ritz-Carlton Berlin, Ballsaal
Historisches
The Ritz-Carlton Berlin, hinten links

Als letzter Gebäudekomplex am neuen Potsdamer Platz eröffnet im Januar 2004 das Beisheim Center. Dazu gehören Büros, Apartments und die Hotels Marriott International und Ritz-Carlton. Das Ritz-Carlton steht in einem 70 Meter hohen und 19 Stockwerke umfassenden Gebäude. Als Architekten fungiert das Architekturbüro „Hilmer & Sattler und Albrecht“ aus München.

Strausberger Platz, Berlin 1950er Jahre

Das Gebäude mit Art-Déco-Elementen will eine Hommage an die Wolkenkratzer der 20er Jahre in Amerika sein. Als ortsübliches Beispiel nennen wir das „Fuller Building“ aus dem Jahre 1929 von Walker und Gillette. Der Gebäudekomplex geht aber aus näher liegenden Gründen eine Symbiose mit Henselmanns Häusern am Strausberger Platz ein, die als Tor zur Karl-Marx-Allee gelten (rechts).

Potsdamer Platz

Im Alten Berlin fungierte der Potsdamer Platz als Verkehrsknotenpunkt, aber auch als Treffpunkt für Kultur, Politik und Unterhaltung. Neben Cafés, Restaurants, Bars und dem Vergnügungstempel „Haus Vaterland“ entstehen hier bekannte Grandhotels.

Das Grand-Hotel Bellevue mit Jahrgang 1888 gilt als ältestes Haus am Platz. Es wird nach Plänen von Architekt Ludwig Heim errichtet. Heim erstellt 1893 im gleichen Stil auf der anderen Strassenseite das Palasthotel. Dieses wird 1914 von Aschinger AG gekauft und durch Bielenberg & Moser zu einem Haus mit 180 Betten umgebaut.

Aschinger besitzt am Platz bereits den Fürstenhof. Durch Übernahme der Hotelbetriebs AG im Jahr 1926 fällt auch das Bellevue in die Hände von Aschinger. Mit drei Grandhotels am gleichen Platz hat sich die Aschinger AG definitiv überschätzt. So trennt sich die Firma 1928 vom Grand-Hotel Bellevue.

Dieses wird abgerissen, um für das französische Warenhaus Galeries Lafayette Platz zu machen. Es vergehen jedoch fast siebzig Jahre, bis das Warenhaus an der Friedrichstrasse im Jahr 1996 seine erste Filiale in Berlin eröffnet.

Auf dem Bellevue-Bauplatz wird 1932 das von Erich Mendelsohn im Bauhausstil skizzierte Büro- und Geschäftshaus Columbushaus erstellt. Dieses gilt als erstes modernes Gebäude am Platz. Trotz Kriegsschäden wird das Gebäude noch genutzt und erst 1961 abgerissen. Heute ist dieses Gelände nicht mehr bebaut, grenzt jedoch an den Gebäudekomplex mit dem Hotel Ritz-Carlton.

Prospekt

Restaurants: Brasserie Desbrosses, The Curtain Club, Tea Lounge; Zimmer: 263 Zimmer & 40 Suiten; Adresse: The Ritz-Carlton, Potsdamer Platz 3, 10785 Berlin / http://www.ritzcarlton.com/de/Properties/Berlin/Default.htm

The Ritz-Carlton Berlin
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